#6 - Entscheidungskompetenz abgeben ohne Kontrollverlust – so gelingt echte Verantwortung im Team
Shownotes
Du bist Führungskraft und hast das Gefühl, dass am Ende doch wieder alles bei dir auf dem Tisch landet? In dieser Folge des Resilient Company Podcasts zeigen wir dir, wie du Verantwortung abgibst, ohne die Kontrolle zu verlieren.
Wir sprechen über:
- warum klare Policies kein Bürokratiemonster, sondern ein Befreiungsschlag sein können
- wie du Entscheidungsprozesse mit deinem Team entwickelst
- und warum Konsent oft besser ist als Konsens
Du bekommst praktische Beispiele, smarte Impulse und ehrliche Einblicke in typische Stolperfallen – damit du nicht mehr Flaschenhals sondern Ermöglicher*in bist und dein Team wirklich Verantwortung übernimmt.
Transkript anzeigen
00:00:06: Du bist Führungsperson und du kennst die Situation sicher:
00:00:09: Entscheidungen stapeln sich auf deinem Tisch, dein Team fragt bei jeder Kleinigkeit nach.
00:00:13: Und am Ende bleibt trotzdem alles bei dir liegen.
00:00:16: In dieser Folge des resilient company Podcasts, reden wir darüber, wie du genau das ändern kannst.
00:00:22: Mit klaren Policies, einem cleveren Entscheidungsprozess und einem Team, dass selber Verantwortung übernimmt.
00:00:28: Wir zeigen dir, wie du als Führungsperson den Mut findest, Verantwortung abzugeben,
00:00:33: ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Wie du Policies entwickelst, die deinem Team helfen, selbstbewusst zu entscheiden.
00:00:40: Und, warum der Unterschied zwischen Konsens und Konsent der Schlüssel ist, um nicht endlos über Entscheidungen zu diskutieren,
00:00:47: sondern gemeinsam ins Handeln zu kommen.
00:00:49: Praktisch, konkret und mit vielen Beispielen.
00:00:52: Für alle, die als Führungsperson nicht länger alles selbst entscheiden wollen.
00:00:55: Und für alle Mitarbeiter:innen, die ihre Chefs dazu bringen wollen, endlich mehr Vertrauen in sie zu haben.
00:01:09: In unserer letzten Folge haben wir über Egoless Leadership gesprochen und darüber,
00:01:15: wie man sich selbst reflektieren kann, um eben genau das zu vermeiden.
00:01:19: Wie kann man Fachexpertise mit einbeziehen?
00:01:22: Wie kann man seine
00:01:22: persönlichen Interessen hintenanstellen und im Sinne des gesamten Unternehmens,
00:01:26: im Sinne des Teams handeln und auch entscheiden?
00:01:30: Immer auf der Ebene von Selbstreflektion.
00:01:32: Immer auf der Ebene von Selbstreflektion.
00:01:34: Und dazu haben wir drei Fragen mit auf den Weg gegeben,
00:01:37: die man sich stellen kann, um eben genau auszuschliessen,
00:01:40: dass man nicht einfach nur das Ego durchdrücken will.
00:01:43: Also die Episode muss man unbedingt hören, wenn man sie noch nicht gehört hat.
00:01:45: Unbedingt.
00:01:46: Denn was
00:01:47: wir da auch schon angesprochen haben,
00:01:48: und deshalb ist das jetzt das kleine Add-on dazu, dass es gescheit wäre,
00:01:52: nicht nur sich selbst zu hinterfragen und Selbstreflektion zu betreiben,
00:01:57: sondern auch einen Entscheidungsprozess im Team, im Unternehmen
00:02:01: auf verschiedenen Ebenen zu etablieren, um eben nicht immer wieder
00:02:05: in ein Top-Down zu verfallen oder Fachexpertise aussenvor zu lassen.
00:02:11: Wir haben das nur angeschnitten. Genau.
00:02:13: Und heute
00:02:14: beschäftigen wir uns damit, wie ist das denn überhaupt möglich?
00:02:17: Genau, denn das eine mega Wichtige ist,
00:02:21: das immer wieder aufkommt und das haben wir
00:02:23: auch in der letzten Episode gesagt, ist die transparente Kommunikation.
00:02:26: Man kann zu einem Entscheid kommen.
00:02:28: Vielleicht ist das auch ein,
00:02:29: wir haben hier von einem Overruling gesprochen
00:02:30: in der letzten Episode, das durchaus vorkommen kann, aus
00:02:33: Führungsexpertise, die die Führungsperson hat, vielleicht aufgrund des Egos.
00:02:38: Aber dann muss man es kommunizieren, nicht einfach nur entscheiden.
00:02:41: Das ist die eine Ebene,
00:02:43: dass man das transparent auf den Tisch legt, der Prozess, der dahinter ist.
00:02:47: Die andere Ebene ist zu versuchen, grundsätzlich das Ego noch stärker
00:02:51: aussenvor zulassen. Wenn man es nicht immer schafft in der Selbstreflektion das
00:02:56: Ego wegzudrücken, sondern die Expertise im Vordergrund stellt,
00:02:59: stellt sich die Frage, gibt es Teamprozesse,
00:03:01: in denen man miteinander definieren kann, wie das passiert,
00:03:03: damit man das Ego aussenvorlassen kann.
00:03:07: Das wollen wir heute anschauen.
00:03:08: Genau.
00:03:09: Wir sind der Meinung, es ist gar nicht so schwer.
00:03:12: Prozesse aufstellen, optimieren, analysieren,
00:03:15: klingt für viele Unternehmen auch immer zu einem gewissen Grad mühsam.
00:03:19: Die Erfahrung haben wir auch beide schon gemacht.
00:03:22: Aber wenn man dann drinsteckt und sieht, was es einen Mehrwert hat
00:03:25: und wie stark das überhaupt erleichtert, Entscheidungen
00:03:28: zu fällen, erfolgreicher zu sein und man plötzlich merkt:
00:03:32: Ja, schon gut haben wir das gemacht.
00:03:33: Wir sind viel effizienter, wir performen besser, wir sind miteinander
00:03:37: einiger, wir treffen viel bessere Entscheidungen,
00:03:40: wir lassen die richtigen Argumente mit einfliessen.
00:03:43: Da sehen wir einen grossen Mehrwert.
00:03:45: Das ist mega lustvoll.
00:03:48: Es hilft eben auch wieder auf dem Weg,
00:03:50: Flaschenhals bei Führungspersonen abzubauen.
00:03:52: Warum muss ich denn immer alles selbst entscheiden?
00:03:55: Warum ist die Rolle als Führungsperson automatisch
00:03:59: immer mit der Entscheiderrolle verknüpft? Das muss es nämlich nicht sein.
00:04:01: Und alle Führungspersonen meckern doch immer, wie viel auf ihrem Tisch liegt.
00:04:06: Aber sie schaffen es selbst nicht, Verantwortung abzugeben.
00:04:08: Und heute, wenn wir mit 1-2 Inputs aufzeigen:
00:04:12: Das geht. Und wie geht das genau?
00:04:16: Wie kann ich meine Mitarbeiter:innen
00:04:18: dazu befähigen, eigenständige Entscheidungen zu treffen?
00:04:21: Womit starten wir?
00:04:23: Und trotzdem
00:04:25: ein bisschen begleiten, damit
00:04:26: die Entscheidungen natürlich gute Entscheidungen sind. Also
00:04:29: wir gehen davon aus, wie wir das in der letzten Episoden diskutiert haben,
00:04:32: dass es eher ein Fall ist von Ego, das bei mir als Führungsperson durchkommt
00:04:36: und weniger der Fall von Expertise.
00:04:39: Vielleicht ist es manchmal auch beides.
00:04:40: Wie kann man einem gemeinsamen Teamprozess angehen?
00:04:44: Unser Hinweis und auch mein persönlicher Hinweis ist: Policies, Vereinbarungen miteinander treffen.
00:04:50: Denn wobei man etwas aufpassen muss, ist,
00:04:53: dass wenn Leute von New Work und selbstorganisierten Unternehmen etc.
00:04:57: hören, haben sie immer das Gefühl, jede und
00:04:58: jeder darf machen was er will – das ist Selbstorganisieren.
00:05:01: Das ist es natürlich nicht.
00:05:02: Im Gegenteil, wenn Hierarchien abgebaut werden,
00:05:05: Verantwortung verteilt wird, sind Regeln oder eben Policies,
00:05:09: Vereinbarungen, wie man das dann nennt und was dahintersteckt, wichtig.
00:05:12: Vielleicht, nein, nicht nur vielleicht, es ist sogar noch wichtiger,
00:05:16: weil man sich nicht einfach
00:05:18: darauf abstützen,
00:05:18: dass ein Chef oder eine Chefin dann einfach alles entscheidet,
00:05:20: sondern man muss gewisse Leitplanken setzen.
00:05:21: Und es geht heute darum, aufzuzeigen,
00:05:26: wie man zu einer solchen Policie kommt, wie ist in dem Sinn so ein Prozess.
00:05:30: Soll ich jetzt einfach erzählen?
00:05:34: Der Kern, den man am Anfang haben
00:05:36: muss, ist, dass die Ausgangslage klar ist: Um was für ein Thema geht es.
00:05:39: Wir hatten ja in unserer letzten Episode
00:05:42: den Grundfall des Entscheids über einen Claim.
00:05:47: Oder mein Beispiel, dass ich eingebracht hatte, dass der Chef immer noch bei Newsletter-
00:05:51: und Digital-Marketingentscheidungen im Detail mitreden wollte,
00:05:54: aber selbst die Expertise nicht hatte.
00:05:56: Vielleicht, um das Beispiel, wie wir es heute angehen,
00:05:59: noch einfacher zu erklären: Was ganz viele Unternehmen und Teams
00:06:02: haben, sind Fragen über das Budget. Wer kann über welchen Betrag entscheiden?
00:06:08: Manchmal sind die Strukturen so, dass jeder 5-Franken-Entscheid über
00:06:12: die Chefin oder den Chef geht.
00:06:14: Das kann auch nicht sinnvoll sein, unternehmerisch und ökonomisch sinnvoll.
00:06:17: Wir könnten das Beispiel nehmen.
00:06:19: Wir müssen einen Entscheidungsprozess
00:06:21: miteinander definieren und erarbeiten, bei dem es darum geht:
00:06:24: Wer darf über welche Budgetposition entscheiden?
00:06:26: Das könnte die Ausgangsfrage sein.
00:06:29: Die Leute, die sich gewohnt sind mit Spannungen zu arbeiten,
00:06:33: spannungsbasiertes Arbeiten, dann wäre das die Spannung.
00:06:35: Ich muss eine Antwort darauf haben: Wann darf ich oder
00:06:39: wer darf wann über eine Investition, einen Geldbetrag entscheiden?
00:06:43: Heisst, im Prinzip: Es werden erstmal Themen definiert,
00:06:46: bei denen es Entscheidungsprozesse braucht. Unbedingt.
00:06:48: Es kann auch sein, wir definieren im Grundsatz den Entscheidungsprozess.
00:06:53: Dann muss die Frage aber sehr klar
00:06:55: definiert sein. Wahrscheinlich ist es einfacher,
00:06:57: vor allem auch wenn man erst anfängt, mit Policies zu arbeiten, ein konkretes
00:07:00: Beispiel zu nehmen. Ein
00:07:02: Beispiel wie der Budgetentscheid, wer über was entscheidet.
00:07:05: Aber ja, du hast recht.
00:07:06: Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass,
00:07:07: wenn man geübt ist, man sogar eine Policy erstellt, grundsätzlich
00:07:11: über den Entscheidungsprozess.
00:07:13: Das kann sein.
00:07:15: Wenn man anfängt sich mit diesen Themen
00:07:18: zu beschäftigen, würde ich es nicht auf diese grosse Metaebene nehmen,
00:07:20: sondern eine spezifische Frage zu nehmen, bei der man sagt:
00:07:22: Okay. Wir sind jetzt immer wieder über den Claim gestolpert.
00:07:24: Der Chef hat immer wieder selbst entschieden, obwohl wir
00:07:27: alle miteinander diskutiert haben oder es andere Expertisen gibt.
00:07:30: Oder wenn es um finanzielle Investitionen geht:
00:07:32: Darf ich denn darüber entscheiden, ob wir ein neues Handy kaufen?
00:07:36: Darf ich denn darüber entscheiden, dass wir ein zusätzliches Büro
00:07:40: irgendwo benötigen?
00:07:41: Das sind natürlich Fragen, die relevant sind,
00:07:44: natürlich auch im gesamtunternehmerischen Kontext.
00:07:47: Das könnte eine Ausgangsfrage sein: Wer darf über welches Geld entscheiden?
00:07:50: Gut. Das heisst, wir setzen uns hin, wir überlegen uns, okay,
00:07:55: es gibt vielleicht verschiedene Regeln schon, gibt vielleicht verschiedene
00:07:59: Grössen von Budgets, es gibt verschiedene Leute, die Budgets auch verwalten.
00:08:04: Und dann geht es darum, vielleicht, ich habe eine grössere Investition,
00:08:08: das betrifft jetzt mein Budget, mein Budget reicht vielleicht nicht aus
00:08:11: und jetzt definieren wir gemeinsam dafür eine Policy.
00:08:14: Ich würde davon ausgehen, dass bei Unternehmen, die noch nicht sehr
00:08:17: stark mit solchen Tools gearbeitet haben, wahrscheinlich der Entscheidungsprozess
00:08:20: so klar ist, dass die Chefin oder der Chef immer entscheiden muss. Oder die Entscheidung zumindest
00:08:24: dann auf eine andere Führungsebene geht, wenn der Betrag grösser ist.
00:08:28: Solche Policies oder Regeln in diesem Sinne könnte es geben.
00:08:30: Spannender wird es dann aber natürlich, das in ein ganzes Team weiterzugeben,
00:08:34: diese Entscheidung.
00:08:36: Und ich gehe jetzt mal davon aus, dass es solche Policies eben nicht gibt.
00:08:38: Dort muss man in einer ersten Frage, wenn man dann diese Policy miteinander
00:08:43: definiert und entwirft, festlegen, was sind Regeln, was sind Must-haves.
00:08:48: Und vielleicht bei der Budget-Diskussion ist es durchaus so, dass man im Team
00:08:52: bestimmte Budget-Limits, also Betragslimits miteinander definieren muss.
00:08:57: Also kann ich als Chefin oder als Chef dem Team
00:09:00: bis zu einem gewissen Betrag Verantwortung geben?
00:09:03: Ob du jetzt
00:09:04: diese Briefmarke in diesem Sinn brauchst, um einen Brief zu verschicken,
00:09:07: ich glaube, das ist ein offensichtliches Beispiel,
00:09:09: die Entscheidung müsstest du haben können.
00:09:11: Wenn das nicht der Fall ist,
00:09:12: dann ist wahrscheinlich Hopfen und Malz verloren in der Unternehmenskultur.
00:09:16: Aber ja, kannst du selber entscheiden,
00:09:18: ein neues Handy zu kaufen oder kannst du selber entscheiden,
00:09:21: dass jetzt ein neuer Bildschirm gebraucht wird.
00:09:24: Das muss man definieren.
00:09:25: Dabei gibt es auch keine Klarheit, die für alle stimmt, logischerweise.
00:09:29: Ein Team muss miteinander definieren: Bis zu diesem Betrag ist es ein Must,
00:09:32: dass man diese Person fragt oder man diese Rolle mit einbezieht.
00:09:35: Und dann gibt es einen höheren Betrag,
00:09:37: bei dem vielleicht die Chefin oder der Chef
00:09:39: mit Budgetkompetenz gefragt werden muss.
00:09:41: Es kann aber auch sein, dass es Schnittstellen zu anderen
00:09:43: Abteilungen gibt. Je höher der Betrag
00:09:46: wird, desto wahrscheinlich aufwendiger ist der Budgetprozess.
00:09:50: Was sind die Regeln, die man einhalten muss?
00:09:53: Das ist ein Kernteil der Policyerarbeitung.
00:09:56: Dann gibt es vielleicht gewisse Add-ons, Regeln, bei denen man sagt,
00:10:00: das sollte man einhalten, das kann man ergänzen.
00:10:03: Vielleicht kann man mit Nice-to-haves in diesem Sinne handhaben.
00:10:06: Aber das muss man miteinander ausdealen.
00:10:08: Das stimmt für uns und ist vielleicht auch im gesamten Unternehmenskontext machbar.
00:10:13: Du sprichst jetzt auch immer von Regeln im Plural, oder?
00:10:16: Und insbesondere, wenn man jetzt vielleicht die Beispiele
00:10:20: hört, darf ich die Briefmarke kaufen, darf ich das Handy kaufen,
00:10:24: muss man an der Stelle auch aufpassen, dass es nicht darum geht,
00:10:28: zu sagen, wie definieren jetzt 50 verschiedene Policies für ein Thema,
00:10:32: sondern dass zu viele Regeln und zu viele Leitplanken
00:10:36: natürlich auch eine gewisse Gefahr mitbringen.
00:10:40: Das heisst, die Policies müssen irgendwo auch Sinn ergeben.
00:10:43: Und nicht zu klein kariert gerade im Thema Budget.
00:10:46: Auf alle Fälle.
00:10:46: Also nochmal, mir gehört davon aus, dass man als Führungsperson bereit
00:10:49: ist, gewisse Verantwortung abzugeben.
00:10:51: Also Verantwortung abgeben, um eine Briefmarke irgendwo draufzukleben.
00:10:54: Also ich hoffe, man muss mir diese Verantwortung nicht mehr abgeben,
00:10:56: sondern das ist einfach normal.
00:10:58: Aber da geht es eben genau darum, dass man auf gewisse Limits festlegt.
00:11:03: Am Beispiel des Budgets, von Kosten kann man das gut visualisieren, dass
00:11:06: in einem Budgetbetrag
00:11:08: so hoch ist, dass jede und jeder einzeln über das entscheiden kann.
00:11:12: Deshalb diese Regeln. Was sind das für Abstufungen?
00:11:14: Hoffentlich nicht in 5 Franken-Schritten, denn dann wird es ineffizient.
00:11:18: Zu viele Regeln, bei denen du nicht mehr durchblickst,
00:11:21: hilft natürlich nicht.
00:11:22: Aber ist auch offensichtlich, dass ich nicht selbst als Mitarbeiterin,
00:11:24: Mitarbeiter über 15'000 Franken Investitionen einfach entscheide,
00:11:28: ohne dass ich jemanden anderen fragen muss, ohne dass
00:11:30: es irgendeinen Prozess dahinter gibt.
00:11:32: Was stimmt dort für euch? Was ist
00:11:35: richtig und was nicht?
00:11:36: Das müsst ihr selbst herausfinden.
00:11:37: Aber ihr müsst es miteinander diskutieren und miteinander definieren.
00:11:41: Nochmals, in Bezug auf finanzielle Investitionen
00:11:43: gibt es wahrscheinlich gewisse Betragsabstufungen, die helfen.
00:11:46: In einem anderen Thema sind es vielleicht andere Elemente, die die sogenannten
00:11:50: Must-Haves sind für so einen Entscheid und um zu so einer Policy zu kommen.
00:11:55: Was in diesem Zusammenhang mega hilft, ist auch wieder klare Beispiele zu bringen.
00:12:01: Vielleicht gibt es bereits ein Best Practice,
00:12:02: bei dem das gut eingehalten wurde.
00:12:03: Wo man sagen kann: Dort haben wir das schon so und so gemacht.
00:12:06: Oder es gibt, zurück zum Thema Claim, wir können das gleiche Beispiel nehmen.
00:12:10: Das Beispiel, das eben nicht funktioniert hat.
00:12:11: Also das man ein genaues Verständnis hat darüber, was steckt hinter dieser Regel.
00:12:15: Was steckt hinter dem, was man da miteinander definiert
00:12:18: hat. Wir haben das in unseren Diskussionen,
00:12:18: wenn wir Werte-Checks und Werte-Definitionen mit Unternehmen machen.
00:12:22: Da merkt man, wie wichtig das ist.
00:12:24: Das ist ein zusätzlicher Aspekt, den man in diese Diskussion miteinfügen kann.
00:12:29: Denn ein Werte-Check, in solchen Entscheidungsprozessen,
00:12:32: ist super gut, mitzuintegrieren.
00:12:35: Wenn ich Entscheidungsprozesse gestalte, die nicht mit unseren Werten
00:12:39: vereinbar sind,
00:12:40: dann geht es auch aneinander vorbei und ist nicht zielführend.
00:12:43: Unbedingt.
00:12:44: Wenn man die Policy aufgestellt hat und man sich entschieden hat,
00:12:46: dass die richtige Policy ist, macht unbedingt den Check mit euren Werten.
00:12:50: Denn bei den Werten, die man definiert,
00:12:52: haben wir ja miteinander abgemacht, wie man miteinander zusammenarbeitet.
00:12:55: Das kann noch ein Gegencheck sein.
00:12:56: Vielleicht sind wir in eine Dynamik reingekommen,
00:12:58: vielleicht hat es auch Spass gemacht, die Regeln aufzustellen.
00:13:01: Aber sie stimmen gar nicht wirklich überein.
00:13:03: Das ist ein wichtiger Check, aus unserer Sicht, aus meiner Sicht,
00:13:06: wenn man so eine Vereinbarung, eine Policy hat.
00:13:07: Passt die am Schluss zu unserem Unternehmen?
00:13:10: Wenn das nicht der Fall ist
00:13:11: und nicht auf diesen Werten basiert, muss man es noch einmal überarbeiten.
00:13:14: Aber wenn man das so gemacht hat, dass das stimmt,
00:13:16: ist das eine super Policy, mit der man arbeiten kann.
00:13:19: Ein Aspekt, den wir beim letzten Mal auch diskutiert haben, ist insbesondere
00:13:22: diese Fachexpertise.
00:13:25: Wir haben darüber gesprochen, dass auch in solchen
00:13:27: Entscheidungsprozessen verschiedene Rollen definiert werden.
00:13:31: Genau, dort ist die erste Frage: Wer sitzt am Tisch,
00:13:33: um die Policy miteinander zu erarbeiten?
00:13:36: Das ist die eine wichtige Sache.
00:13:37: Können alle etwas dazu beitragen? Je breiter das abgestützt ist, also beispielsweise bei so einem Budget-Prozess,
00:13:43: desto besser.
00:13:44: Wenn alle Ja sagen, kommen wir zum Thema Konsens vs. Konsent.
00:13:50: Aber klar, wenn alle involviert sind,
00:13:52: so eine Policy zu erstellen, hat man wahrscheinlich auch eine Gewähr,
00:13:56: dass sie eingehalten wird.
00:13:57: Nur ist das nicht immer effizient.
00:13:58: Welche Expert:innen holt man an den Tisch, um eine solche Policy zu erstellen?
00:14:03: Das muss gut überlegt sein, bevor man losgeht
00:14:05: und wie wird sie dann auch mitgetragen.
00:14:07: Aber auch innerhalb dieser Gruppe ist die Frage, ob alle zugestimmt haben.
00:14:12: Kommen wir überhaupt dazu, dass alle aktiv Ja sagen?
00:14:15: Dann kommt es zu dem Thema Konsens vs.
00:14:18: Konsent.
00:14:19: Vielleicht macht es Sinn, kurz zu definieren, was der Unterschied ist.
00:14:23: Das passiert uns auch.
00:14:24: Im Sprachgebrauch sagt man schnell mal Konsens.
00:14:26: Das ist recht gängig.
00:14:28: Konsent verwenden die Wenigsten.
00:14:32: Konsens bedeutet im Entscheidungsprozess,
00:14:35: dass alle aktiv zustimmen müssen zu einer Entscheidung.
00:14:39: Da ist der Vorteil, wenn alle
00:14:42: dabei sind, alle
00:14:43: gesagt haben, das machen wir, ist die Umsetzung leichter.
00:14:47: Vor allem, wenn es um Regeln und Policies geht,
00:14:50: das müssen wir jetzt einhalten.
00:14:51: Wenn alle aktiv abgestimmt haben, wird es einfacher.
00:14:56: Und Konsent wiederum: Der Unterschied ist, dass wir nicht nach einer Zustimmung
00:15:00: fragen, sondern wir fragen aktiv nach Einwänden, nach Nein-Stimmen.
00:15:05: Warum ist man dagegen?
00:15:06: Genau, und muss es begründen.
00:15:09: Das ist ein ganz entscheidender Punkt.
00:15:11: Konsent wird dann interessant und nutzbar, wenn wir es nicht schaffen,
00:15:15: zu einer Entscheidung zu kommen.
00:15:16: Nochmals auf die Policy bezogen.
00:15:18: Wir haben das zusammen entwickelt,
00:15:19: da gibt es Ideen, wir haben einen schönen Rahmen gefunden.
00:15:22: Jetzt holen wir nochmals ein, ob man dafür ist.
00:15:25: Ich sage jetzt bewusst, ob man dafür ist.
00:15:27: Im Konsens heisst, alle müssen aktiv Ja sagen.
00:15:30: Ja, finde ich gut. Nur ist das nicht immer so einfach.
00:15:33: Vielleicht ist noch ein Gefühl in diesem Bauch.
00:15:36: Wir referenzieren nochmals zu unserer Podcast-Folge,
00:15:38: die wir vorher gemacht haben. Dieses verdammte Bauchgefühl.
00:15:41: Man kein rationales Argument,
00:15:43: aber irgendwie stimmt die Policy noch nicht wirklich.
00:15:45: Jetzt im Konsens würde man das nicht verabschieden, wenn nicht alle aktiv ja sagen.
00:15:51: Aber dann kommt man nie zu einem Entscheid.
00:15:53: Und dann schafft man nicht damit, dann probiert man die Policy
00:15:56: auch nicht wirklich aus, bis sie hundertprozentig perfekt ist.
00:16:00: Dann kann ein Konsent helfen.
00:16:02: Also, wie du richtig sagst, gibt es einen aktiven Einwand, ein Nein.
00:16:07: Und ich habe wirklich ein Nein aus diesen Gründen.
00:16:09: Dann muss es nochmal überarbeitet werden.
00:16:11: Dann muss man versuchen, das mit einzubeziehen und sagen,
00:16:13: das war der Vorschlag, da kommt eine Gegenstimme mit klarer Begründung.
00:16:18: Wie kann man das vereinbaren?
00:16:19: Im besten Fall kommt eine bessere Lösung heraus.
00:16:23: Wenn ich aber einfach Nein sage,
00:16:25: aber ich
00:16:25: kann eigentlich nicht dir erklären, warum und wieso, dann gilt es als angenommen.
00:16:29: Auf unser Budgetbeispiel bezogen, wenn ich zu dir komme und sage,
00:16:33: ich bin dagegen, das ist zu viel Geld.
00:16:37: Das Limit in der dritten Stufe ist
00:16:40: zu hoch.
00:16:41: Genau, einfach mit der Aussage.
00:16:43: Dann frage ich dich, warum ist das zu hoch?
00:16:45: Was gibt dir das schlechte Gefühl?
00:16:47: Dann kann ich es entweder begründen oder nicht.
00:16:50: Wenn du eine gute Begründung hast, müssen wir darüber reden.
00:16:52: Das Spannende ist, du kannst dir eine aktive Rückfrage stellen.
00:16:55: Oder du erlaubst mir nicht, einfach zu sagen, dass ist mir zu viel Geld,
00:16:59: sondern ich muss das begründen.
00:17:00: Das ist das Schöne am Konsentprozess.
00:17:04: Man kann da wirklich noch mal letzte Einwände abfragen.
00:17:08: Man kann noch mal gucken, ob wir noch irgendetwas nicht berücksichtigt.
00:17:11: Hat jetzt noch irgendwer
00:17:12: einen begründeten Einwand, der gegen diese Entscheidung spricht?
00:17:15: Unbedingt.
00:17:16: Und was spannend dabei ist, ist, dass der Konsens
00:17:20: die Basis ist für mehr Handhabe und mehr Verantwortung.
00:17:26: Alle sagen zu, dann ist es sicher eine gute Lösung.
00:17:29: Man hat das Gefühl beim Konsent,
00:17:31: man kann sich aus der Verantwortung nehmen.
00:17:34: Jetzt ist es halt so, aber eigentlich fühle ich mich nicht so gut.
00:17:36: Nein, wenn man mit dem richtig arbeitet,
00:17:38: sind alle gefordert, sich zu überlegen, ob man ein aktives Nein hat.
00:17:43: Gibt es wirklich ein Argument, das dagegenspricht?
00:17:45: Dann muss man es sagen
00:17:46: und dann kommt die bessere Lösung heraus. Aber es hilft eben auch,
00:17:49: wenn man das nicht hat, einen Schritt weiterzukommen.
00:17:52: Endlich das auch auszuprobieren, bezogen auf diese Policy.
00:17:56: Es ist nicht gesagt, dass eine Policy immer so muss bleiben wie sie ist.
00:17:58: Aber heute sind wir hier, wie wir wollen, eine Regel, eine Policy
00:18:01: erarbeiten, damit wir künftig besser arbeiten.
00:18:05: Wir haben keine bessere Lösung als die, die es jetzt ist.
00:18:07: Also lasst uns damit arbeiten.
00:18:08: Da hilft der Konsent. Sehr spannend.
00:18:12: Was daran auch interessant ist, wir haben eben darüber gesprochen,
00:18:15: dass Konsens natürlich dazu einlädt, dass alle an Bord sind.
00:18:18: Wenn wir jetzt so einen Entscheidungsprozess definiert haben
00:18:22: und wir wissen, ja, okay, wir haben zwar im Konsent
00:18:25: die Entscheidung getroffen,
00:18:26: aber ich weiss, vielleicht zwei, drei Personen sind da nicht wirklich dabei.
00:18:30: Sie hatten zwar keine begründeten Einwände, aber sie sind nicht
00:18:34: wirklich dabei.
00:18:35: Wie kann ich denn in einem
00:18:36: nächsten Schritt dann sicherstellen, dass der Entscheidungsprozess
00:18:40: trotzdem so durchgeführt wird? Brauche ich eine zusätzliche Rolle,
00:18:45: z.B. jemanden, der überprüft, dass die Policy eingehalten wird.
00:18:49: Wie geht man am besten vor?
00:18:51: Tönt sofort nach mehr Aufwand.
00:18:53: Wir müssen eine Rolle definieren für jemanden, der noch etwas kontrolliert.
00:18:55: Aber die Ausgangslage war, dass wir unsere Entscheidungsprozesse verbessern.
00:19:00: Dass wir zu objektiv unternehmerisch besseren Entscheidungen kommen.
00:19:04: Dass nicht einfach ein Ego durchgedruckt wird, immer aus der Perspektive
00:19:08: von Führungspersonen,
00:19:09: die das Bauchgefühl haben oder das Gefühl haben,
00:19:11: ich muss entscheiden. Das zu eliminieren.
00:19:12: Wir gehen davon aus, dass
00:19:14: so ein Prozess zu besseren unternehmerischen Entscheidungen führt.
00:19:18: Dann lohnt es sich,
00:19:19: wenn man eine kleine Rolle dazu definiert, mit der wir schauen,
00:19:22: dass das wirklich umgesetzt wird.
00:19:23: Das kann so eine Rolle sein: Policy-Checkerin,
00:19:28: Policy-Checker, wie immer man das nennt.
00:19:30: Es kann aber sein, dass man sagt, wir haben unsere regelmässigen
00:19:33: Retro-Meetings, wir nehmen das Thema bewusst auf.
00:19:35: Dann braucht es diese Rolle vielleicht nicht.
00:19:37: Oder die Rolle schaut zumindest, dass es auf der
00:19:41: Traktandenliste ist. Und man reviewt, und das ist jetzt sehr wichtig,
00:19:43: das was du sagst, haben die schlechten Bauchgefühle, die noch da waren,
00:19:47: vielleicht recht, weil die Policy nicht funktioniert.
00:19:49: Wieder anhand von klaren Beispielen aufzeigen, ob es uns wirklich geholfen hat oder nicht.
00:19:55: Wenn wir sehen, dass es uns wirklich geholfen kann man
00:19:58: die Skeptikerinnen und Skeptiker überzeugen, was ein super Prozess ist.
00:20:02: Es ist aber auch ein genauso guter Prozess,
00:20:04: wenn man aus diesen Beispielen merkt, dass es gar nicht die richtige Lösung ist.
00:20:07: Vielleicht passiert genau das bei den Skeptikerinnen und Skeptikern,
00:20:10: die merken, ah, genau wegen dem hatte ich das schlechte Bauchgefühl.
00:20:13: Jetzt haben sie von diesem Beispiel gesehen, dass es nicht funktioniert hat.
00:20:16: Gut, dann gehst du in eine Review dieser Policy.
00:20:18: Das ist ganz klar.
00:20:19: Dann muss man die überarbeiten
00:20:21: und findet vielleicht neue, bessere Regeln, dann wieder funktionieren.
00:20:24: Aber genial eigentlich, vorwärtsgerichtet, zusammen entscheiden, sich auch
00:20:29: mal zurücknehmen, wenn man nicht die richtigen Argumente hat.
00:20:31: Du merkst, ich bin Fan.
00:20:34: Es funktioniert ja auch bei uns.
00:20:36: Also das muss man ja auch einfach mal ganz klar sagen.
00:20:38: Wir sind Fan, weil wir merken, dass es funktioniert.
00:20:40: Also letztendlich heisst es, ich habe den Entscheidungsprozess
00:20:43: im Team definieren können.
00:20:44: Wir haben mit einer Konsententscheidung gesagt,
00:20:46: so probieren wir das jetzt aus, so machen wir das.
00:20:48: Und dann geht es darum, dranzubleiben, zu lernen,
00:20:51: auch nochmal optimieren zu dürfen, Rollen zu überprüfen
00:20:55: und ganz entscheidend dabei immer offen und transparent kommunizieren,
00:20:59: ob es jetzt in einem Retro ist oder ob es über einen
00:21:02: Policy-, Rollen-Manager funktioniert.
00:21:06: Das ist Geschmackssache, vielleicht auch die Frage, wie das im Team
00:21:11: definiert wurde.
00:21:12: Aber letztendlich mit der offenen, transparenten Kommunikation darüber,
00:21:18: kann der Prozess eigentlich nur funktionieren.
00:21:20: Ich nehme aus dieser Diskussion mit, Rollen sind ein grosses Thema, um das
00:21:24: Ego rauszuholen und mit diesen Rollen richtig zu arbeiten.
00:21:27: Und nochmal spannend auch immer wieder
00:21:28: unsere Diskussion über Konsens und Konsent. Wir haben das auch schon
00:21:31: ein paar Mal angewendet, auch kürzlich in einer grossen Managementrunde
00:21:35: von ein paar Leuten, die darum ging, visionäre Ziele zu definieren.
00:21:39: Dann diskutieren wir über einzelne Begrifflichkeit.
00:21:41: Und da passiert genau das, dass wir nicht alle einfach 100%ig können
00:21:45: ja sagen, aber dann schaffen wir nicht weiter.
00:21:47: Der Konsens ist dort ein Hinderungstool und der Konsent hat
00:21:51: uns dazu gebracht, herauszufinden, gut, wer hat jetzt wirklich etwas dagegen?
00:21:55: Dann war niemand wirklich
00:21:57: ernsthaft dagegen, also konnten wir weiterarbeiten.
00:22:00: Dort gibt es wirklich Tools,
00:22:03: die wir in den letzten Minuten auch aufgezeigt haben, die
00:22:06: Egos wegzudrücken und man zu einer unternehmerisch besseren Lösung kommt.
00:22:11: Das ist ein Top-Tool.
00:22:13: Da noch mal zum Schluss ein Aufruf:
00:22:15: Wenn ihr solche Tools schon anwendet,
00:22:18: wenn ihr versucht habt, so etwas zu etablieren,
00:22:20: dann teilt eure Erfahrung mit uns.
00:22:23: Wir sind neugierig, wenn wir euch da helfen können, natürlich
00:22:25: absolut gern.
00:22:27: Aber auch wir lernen immer wieder dazu, was in verschiedenen Teams funktioniert,
00:22:31: was nicht und vor allem auch das Spannende dann herauszufinden,
00:22:34: warum vielleicht nicht oder warum besonders gut.
Neuer Kommentar